Hessens Landwirtschafts- und Umweltminister Ingmar Jung hat gemeinsam mit Peter Hauk MdL, dem baden-württembergischen Minister für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, den Zaunbau an der B 45 bei Oberzent besucht. Dort entsteht zur Eindämmung der Afrikanischen Schweinepest (ASP) gerade ein fester Zaun, der von Dieburg in Hessen bis an den Neckar nach Baden-Württemberg verläuft. Direkt an der Landesgrenze, im Odenwald, nahmen die beiden Minister den Fortgang der Arbeiten in Augenschein und tauschten sich mit den Einsatzkräften aus. „Der enge Schulterschluss der beiden Länder ist zur Bekämpfung der ASP extrem wichtig“, betonte Ingmar Jung und dankte den verschiedenen Akteuren vor Ort: „Ich bin begeistert, wie schnell und äußerst effektiv hier gearbeitet wird. Der hohe Einsatz der ehrenamtlichen Kräfte des Technischen Hilfswerks ist nicht selbstverständlich, für die kurzfristige Unterstützung sind wir sehr dankbar.“ Auf hessischer Seite sind neben dem THW Einsatzkräfte von den beiden Landesbehörden Hessen-Forst und Hessen-Mobil an den Maßnahmen beteiligt, in zwei Wochen wird der sogenannte Fernriegel fertig gestellt sein.
„Fernriegel“ ist ein wichtiges Modul im Rahmen der Gesamtstrategie gegen die ASP
Durch feste Zäune in größerer Entfernung (siehe Karte Anhang) des akuten Seuchengeschehens schützt Hessen andere Bundesländer sowie andere Teile Hessens und unternimmt Vorsichtsmaßnahmen, die weit über die von der EU geforderten Maßnahmen hinausgehen. „Wir kommen damit deutlich vor das Seuchengeschehen, denn dieser Fernriegel soll eine überregionale Ausbreitung der ASP verhindern. Wir schützen damit Baden-Württemberg und Bayern, denn die Eindämmung der Schweinepest ist ein überregionaler Kraftakt“, sagte Jung, der bei der Bewältigung dieses Kraftakts erneut auch auf eine finanzielle Unterstützung durch den Bund drängt. „Die Afrikanische Schweinepest kennt keine Landesgrenzen, daher ist es richtig, dass wir gemeinsam und länderübergreifend die Eindämmung der ASP angehen. Von den Schutzmaßnahmen profitieren alle, nicht nur die unmittelbaren berührten Länder, sondern auch Deutschland insgesamt. Daher ist es an der Zeit, das wir darüber sprechen müssen, wie sich der Bund an den Kosten für die grenzüberschreitenden ASP-Schutzmaßnahmen beteiligt, damit wir das Seuchengeschehen auch weiterhin im Griff behalten können, sagte auch der baden-württembergische Landwirtschaftsminister und Sprecher der CDU-Landwirtschaftsministerinnen und -minister in Deutschland, Peter Hauk MdL.
Neben dem Fernriegel wird um die Kernzone der Seuche herum ebenfalls ein fester Zaun (siehe Karte) gebaut werden. Dort soll das Infektionsgeschehen durch gezielte Entnahmen von Schwarzwild unterbrochen werden. Außerdem wird weiterhin mit taktischen Elektrozäunen gearbeitet werden. „Unsere Strategie hat sich bisher bewährt. Ohne unsere vielfältigen Maßnahmen wäre die ASP vermutlich schon weiter versprengt“, sagte Jung. Seit vier Wochen gab es keine neuen Fälle in Hausschweinebeständen. Positive beprobte Wildschweinkadaver wurden in den erwarteten Regionen gefunden.
Die Lage bleibt trotzdem ernst, mahnte Jung und appellierte auch an die Bevölkerung: „Bitte unterstützen Sie die Maßnahmen zur Bekämpfung der ASP weiter. Nur gemeinsam können wir eine weitere Ausbreitung der Tierseuche verhindern. Wir muten den Anrainern einiges zu, bitten aber dringend um Mitwirkung. Schließen Sie die Zauntore an den Wegen, helfen Sie mit gegen Vandalismus und Sachbeschädigung.
Hintergrund zum „Fernriegel“:
Seit Mitte Juni ein erstes Wildschwein in Hessen mit ASP gefunden wurde, wird mit sogenannten taktischen Zäunen daran gearbeitet, eine Verbreitung zu verhindern. Zusätzlich zu den bestehenden Zäunungen innerhalb der Sperrzonen entstehen im Osten nun 60 Kilometer fester Zaun im Rahmen der Gefahrenabwehr. Bei diesem „Fernriegel“ handelt es sich um einen speziellen Drahtgeflecht-Zaun, der besonders wildschweinsicher ist. Dabei kommt auch bewährtes Material aus Brandenburg zum Einsatz, welches dort erfolgreich verwendet und aufgrund neuer Zonierungen nicht mehr benötigt wurde. Neben dem THW sind die zuständigen Straßenmeistereien von Hessen-Mobil sowie mehrere Forstämter von Hessen-Forst im Einsatz. Der Zaun verläuft entlang der östlichen Seite der B 45 von Groß-Umstadt bis an den Neckar. Etwa 10 km des Zauns werden in Baden-Württemberg bis zum Neckar zeitgleich mit von Hessen bereitgestelltem Material aus Brandenburg errichtet. In Hessen umfasst der Zaun rund 50 km, davon 10 km im Landkreis Darmstadt-Dieburg und 40 km im Odenwaldkreis. Die Bauzeit für den Zaun wird mit drei Wochen geplant. Während der Bauarbeiten wird es auf der B45 zu temporären Verkehrsbehinderungen kommen, da eine Fahrspur an mehreren Stellen blockiert wird. Zudem können Übergänge und Unterführungen für Spaziergänger teilweise gesperrt sein.